
Die gesamte Hochzeitsgesellschaft (HG)

Einzug der Gesellschaft (HG)

Warten auf den Auftritt (HG)

Das jungvermählte Paar mit Braut- und Bräutigameltern (HG)

Grete und Emil führen den Hochzeitswalzer an (HG)

Das Lottchen, Emils Verflossene, platzt in die Feier hinein (HG)

Die Feier geht weiter (HG)

Für die Musik sorgten:
Gisbert Stenz (l) und Günter Lieferscheid (HG)
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Ahrtaler
Bauernhochzeit begeisterte das Publikum
Pressebericht
Kreisstadtecho vom 20.06.2007
von Hildegard Ginzler (HG)
Was hatten
sie sich "staats" gemacht! Die Braut (Petra Konz) trat schwarz gewandet mit
heller Leinenschürze und dezent gemusterten Fransentuch auf, der Herr Gemahl
(Reinhard Kuhn) in Anzughose, Weste und blütenweißem Hemd. Nur sein Button
der langen Museumsnacht zeigte an, dass die Hochzeiter nicht wirklich aus dem
19. Jahr- hundert kamen. Bei ihnen und den Mitbeteiligten der „Ahrtaler
Bauernhochzeit“ handelte es sich um Mitglieder der Brauchtumsgruppe des Heimatvereins
Alt-Ahrweiler und viele Mitspieler aus dem Musical „Weinteufel“, die sich
gegen Ende des Jahres 2006 zur „Brauchtums- und Theatergruppe“
zusammengeschlossen hatten.
Die
Bauernhochzeit war unter
Leitung von Johannes Ulrich bereits 2001 bei einem Gästeabend aufgeführt
worden. Nun hatten die Mimen das volkstümliche Stück unter der bewährten
Regie von Gisbert Stenz, der gemeinsam mit Günter Lieferscheidt auch als
Akkordeonspieler agierte, erneut eingeübt. In der von Stenz überarbeiteten Fassung sollten die Zuschauer erleben,
wie im Ahrtal und in der Eifel vor rund 150 Jahren traditionell mit Musik,
Tanz und Ansprachen „Polterabend“ und Hochzeit gefeiert wurden,
selbstverständlich in historischer Tracht. So kamen auch die Eltern von Grete
(Hans-Josef Kreuer, Marita Schmitz) und Emil (Edith und Günther Wolf) in
Festtagskleidung. Die Herren trugen Anzug und Zylinder, ihre Angetrauten
gemischt dunkle Kleidung und Kopfbedeckungen. Selbstverständlich hatten sich
auch die Gäste heraus- geputzt, etwa die Verwandten (Elke Gladbach, Gerda
Kirvel, Anita Saal, Maria Wurms, Rainer Sturm, Rolf Schmitz-Homburg, Ronja
Klein, Erika Brackhahn und Brunhilde Dörr), darunter besonders die Oma der
Braut (Margret Nischalke), die zur langen schwarzen Gardarobe auch eine
schwarze Haube aufgesetzt hatte. Bevor man am Blankartshof tafelte, sammelte
sich die Truppe, samt der drei „weißen Kindchen“ (Kristina, Pauline und
Sophie Siefke) am Marktplatz. Gemeinsam zog man unter dem heftigen Läuten des
vorangehenden Hochzeitsladers (Peter Weber) und einer großen Aussteuertruhe
zum Aufführungsort.
Genau
genommen handelte es sich nicht um Theater, sondern um szenische
Darstellungen. Moderatorin Stefanie Koll-Bensberg erläuterte das Geschehen
mit viel Zwischenkommentar. Ansonsten gab es nur wenige Sprecherrollen, aber
viel Gesang. Es begann mit „oh schönes Rebental, du schönes Ahrtal…“,
wozu geschunkelt wurde. Dann hatte im ersten Teil, der „Hillich“, einer
Art Polterabend, der Schultes der Junggesellen (Volker Siefke) das Sagen . Er
kam, einen blumengeschmückten Stab in der Hand, um nach alter Sitte den „Heules“,
die Heiratssteuer, einzutreiben. Mit Heulen und Klappern zog er ein, seine
„Strafrede“ zu halten. Denn der Bräutigam war in den Rosengarten
eingedrungen, hatte das schönste Röslein gebrochen beziehungsweise aus dem
Schafstall das schönste Lämmlein herausgenommen. Er aber sollte für die
Auslösung der Braut zahlen, wenn nicht in Schinken und Wein, dann mit Barem,
was Emil auch willig tat. Sodann stimmten alle das Hillichlied an: „Schönste,
Allerschönste, was hör ich von dir…“ und das Brautpaar und seine Eltern
hängen noch ein Prosit der Gemütlichkeit dran, das im Festverlauf noch öfter
erklang. Mit einem „Freut euch des Lebens“ ging die Hillich zu Ende.
Nach
halbstündiger Pause und dem ersten Gang der Mahlzeit hielt der Pfarrer (Rudi
Wolber Senior) die erste Rede und der Brautvater die zweite, in der er
scherzhaft anführte, dass die Grete sich der „schweren Brandstiftung“
schuldig gemacht, dem Bräutigam „en de Aure jestoche un emm de Kof verdreht
hätt“. Beim zweiten Gang wurde laut Moderatorin ehedem gekochtes
Rindfleisch, Rinder- und Schweinebraten, Erbsen, Möhrchen und Krautsalat
gereicht. Die Rede des Bräutigamvaters geriet zum Lobgesang über „des
Ahrtals gastlich Angebot“, den Rotwein. Auch der Lehrer (Reinhard Nischalke)
bezog sich nicht auf den Festanlass, gab vielmehr Ratschläge, wie der Wein am
besten zu genießen sei. Zeit für den Nachtisch: Eis mit Himbeer- oder
Schokoladenpudding mit Vanillesoße. Fehlten noch der Großmutter Worte, ein
Part, wie maßgeschneidert für Mundartprofi Margret Nischalke. Eingangs
erinnerte sie sich an die von Streichen torpedierte eigene Hochzeitsnacht, ließ
es auch nicht an Ermahnungen für ein gutes Eheleben fehlen. Und erst die Präsente:
„E Düppe met saure Prumme un Mostert, der soll euch Würze in die Ehe
bringen“.
Dem
Mittagessen folgte früher ein Gang zum Friedhof, nachmittags gab’s Kaffee
und Kuchen und als Abend- essen die Reste vom Mittag, so Stefanie Koll-Bensberg. Schließlich wurde das Tanzbein geschwungen. Das
junge Paar begann mit dem Hochzeitswalzer, die Braut warf ihren Strauß ins
johlende Publikum. Friede, Freude, Harmonie? Nicht ganz. Denn plötzlich
tauchte Emils wild zeternde Verflossene auf, das einst „heiß geliebte
Lottchen“ (Klaudia Klein), samt ihrer in Ehren gehaltenen Souvenirs einer
gewesenen Liebe: Emils Zahn, der ihm beim „Bütze“ abbrach, eine Haarlocke
und ein vertrock- neter Blumenstrauß. Zuletzt aber wünschte auch sie den Vermählten
Glück, so dass die Feier lustig weitergehen konnte mit einem Volkstanz, dem
Lied „Et kohm enne Jüd von Bachem eraf…“ und der Verabschiedungsweise
„Kutt jot heim…“ „Toll“, „wunderbar“, „nä, watt schön“
lauteten die anerkennenden Kommentare eines begeisterten Publikums.
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