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Die Herren (von links)
Bürgermeister Guido Orthen, Stadt
Bad Neuenahr-Ahrweiler
Direktor Dieter Zimmermann, Kreissparkasse Ahrweiler
Teamleiter
Peter Diewald, Volksbank RheinAhrEifel
Hans-Georg Klein,
Autor
Reiner Moog, Korrektor
Steffen Schütze, Stadtarchiv
Gisbert Stenz, Korrektor

General Anzeiger Bonn 5.11.2010 gih
AHRWEILER. Wenige Heimathistoriker tun sich die Sisyphus und
Fleißarbeit an, für andere die in den Archiven schlummernden Quellen ans
Licht zu holen. Hans-Georg Klein, Verfasser zahlreicher
Veröffentlichungen über Ahrweiler, ist solch ein rares Exemplar.
Zur
Vorstellung seines fünften Bandes „Quellen zur Geschichte der Stadt
Ahrweiler“, der die Ratsprotokolle von 1703 bis 1747 umfasst, konnte
Wilbert Herschbach, Vorsitzender des herausgebenden Heimatvereins
Alt-Ahrweiler, am 3. November 2010 in der ehemaligen Synagoge ein
geschichtsinteressiertes Publikum begrüßen.
Heimatliches Brauchtum und Geschichte, „eine Herzensangelegenheit für
den Autor“, bringe dieser „mit fachlicher Profilierung und
Bescheidenheit“ in die Köpfe der Menschen, betonte Bürgermeister Guido
Orthen.
Der profunde Ahrweiler-Kenner Klaus Flink erläuterte den Inhalt der
Protokolle, die Klein nicht wortwörtlich – „sonst wäre das Buch doppelt
so dick“ – sondern in „seiner Sprache“ transportiert.
Ratsprotokolle des 18. Jahrhunderts sind im Rheinland ein Novum, ließ
Flink wissen. In den Ahrweiler Texten spiegeln sich nicht „die
abscheulichsten Jahre deutscher Geschichte“ mit den Erbfolgekriegen,
wohl aber erdrückende 22 Einquartierungen, darunter 800 Dragoner für
eine Nacht sowie wochenlange Aufenthalte kurkölnischer Truppen.
Es geht zudem um Verwaltung, Sicherheit und Ordnung, Wirtschaft,
Finanzen, Gewerbe und Handel, um Wald-, Feld- und Weidesachen, Kirche
und Schule sowie Streit von Bürgern untereinander.
Flink griff den Bau des Bürgerhauses (ab 1705) und der Mädchenschule
(1731) heraus, die Ausstattung der Kirche mit Fenstern, den Neubau der
Ahrbrücke (Grundsteinlegung 1740), die Pflasterung von Straßen und den
detaillierten Auftrag für eine Fahne der Sebastianus-Schützen.
1727 gab Bürgermeister Develich den kurfürstlichen Befehl weiter, den
Italiener Johannetti als Neubürger aufzunehmen. Der Rat war
dagegen, „weil bisher kein Italiener unter den Einwohnern war“. Indes
belegt ein späterer Eintrag, dass Johannetti sich dennoch ansiedeln
konnte.
Manches Protokollierte schürt Neugier auf im Dunkeln bleibende Umstände.
Was etwa mag es wohl mit den Zigeunerkindern auf sich gehabt haben,
wegen denen ein Schöffe 1728 im Auftrag des Rates nach Köln reist? Er
hat Weisung, sich um sie zu kümmern, „zumal die Heiden ihre Kinder
wiederhaben wollen“.
Andere Aspekte von „Multikulti in Ahrweiler“, nämlich die leidigen
Truppendurchzüge und Einquartierungen beleuchtete zuletzt Hans-Georg
Klein am Beispiel des 1747 mit seinem Tross anrückenden österreichischen
Generals Walbrunn: Die Verpflegung und sein exorbitanter Weinkonsum, 700
Liter in drei Monaten, gingen zu Lasten der Stadt.
Mit
seinen Quellen-Bänden hat Klein ein solides Fundament gelegt für das,
was in Ahrweiler immer noch fehlt: eine umfassende Darstellung Ahrweiler
Stadtgeschichte.
Der
fünfte 685-seitige Band „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“
wird in der Buchhandlung am Ahrtor verkauft.

Einladung
Am Mittwoch, dem
03. November um 18.00 Uhr,
stellt der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ den
5. Band der Quellen zur
Geschichte der Stadt Ahrweiler
bearbeitet von
Hans-Georg Klein, in der
ehemaligen Synagoge in Ahrweiler
vor.
Programm
Begrüßung: Dr.
Wilbert Herschbach, 1.Vorsitzender Heimatverein „Alt-Ahrweiler“
Grußwort: Bürgermeister Guido Orthen
Festvortrag: Prof. Dr. Klaus Fink
Autor: Hans-Georg Klein
Schlusswort: Dr. Wilbert Herschbach
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