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Verleihung der Verdienstmedaille
des Landes Rheinland-Pfalz am 4. März 2009
durch
die
Präsidentin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Dagmar
Barzen
im Auftrag des Ministerpräsidenten Kurt Beck.

(Laudatio)
Sehr geehrter
Herr Klein,
auch Sie engagieren sich seit vielen Jahrzehnten für die
Gemeinschaft und Ihre Mitmenschen. Dabei haben Sie sich vor allem
dem Erhalt des heimatlichen Brauchtums und der Erforschung der
Heimatgeschichte Ahrweilers verschrieben.
Seit vielen Jahren setzen Sie sich mit der Geschichte Ihrer Heimat,
insbesondere der Historie der Stadt Ahrweiler, auseinander.
Zusammen mit Gleichgesinnten aus dem Heimatverein „Alt-Ahrweiler“,
dessen Vorstand Sie als Archivar angehören, haben Sie schon viel
Licht in das Dunkel der Ahrweiler Stadtgeschichte gebracht.
Aus verschiedenen Archiven in Düsseldorf, Köln und Koblenz und
natürlich dem Ahrweiler Fundus tragen Sie Informationen zusammen.
Stück für Stück lässt Ihr Forschungsdrang Sie diese wie Puzzleteile
zusammen setzen. So verraten die einzelnen Urkunden und sonstigen
historischen Schriftstücke immer ein bisschen mehr darüber, wie es
früher in Ahrweiler war. Wenn Sie hin und wieder bislang unbekannte
Details ans Tageslicht holen, ist Ihre Freude natürlich sehr groß.
Das spornt Sie an, sich weiter mit den Überbleibseln der damaligen
Zeit auseinander zu setzen.
Ihre Erkenntnisse haben Sie in zahlreichen Veröffentlichungen
zusammen gefasst. Großen Wert legen Sie dabei auf eine verständliche
Sprache. Denn Sie möchten alle Ihre Mitmenschen ansprechen. Nicht
nur Wissenschaftler sollen wissen, was sich früher in Ahrweiler
abgespielt hat. Auch die Menschen, die heute dort leben, sollen sich
der Vergangenheit ihrer Heimat bewusst sein.
Rund 18 Bücher haben Sie inzwischen verfasst. Besonders am Herzen
liegen Ihnen, wie ich mir habe sagen lassen, Ihre vier letzten
Werke, die „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“. Der fünfte
Band ist schon in Arbeit. Thema sind die Ratsprotokolle aus der Zeit
zwischen 1602 und 1800, die fast vollständig vorliegen. Und das
wird nicht Ihre letzte Veröffentlichung sein, denn in den Archiven
schlummern noch einige Schätze, die darauf warten, geborgen zu
werden.
Schon heute kann man Ihre Veröffentlichungen als bedeutende Beiträge
bezeichnen, die im Rahmen der vergleichenden Städtegeschichte als
Grundlagenforschung anerkannt sind. Sie zählen eindeutig zu den
profundesten Kennern der Stadtgeschichte Ahrweilers.
Darüber hinaus setzen Sie sich in verschiedenen Gremien
hingebungsvoll für den Erhalt heimatlichen Brauchtums ein.
Beispielsweise gehörten Sie ein Jahrzehnt lang dem Martinsausschuss
an. Dazu muss man wissen, dass das Martinsfest in der Stadt
Ahrweiler anders als in anderen rheinischen Orten gefeiert wird.
Entsprechend der Zahl der vier Huten, also der Stadtteile, werden in
Ahrweiler seit über 125 Jahren vier Bergfeuer gleichzeitig
abgebrannt. Imposante Fackelschaubilder in den Weinbergen und ein
ideenreicher Kinderfackelzug runden das Spektakel ab. Ein Wettstreit
zwischen den Hutengemeinschaften bleibt dabei nicht aus. Jede der Huten
strengt sich an, das größte Feuer und das originellste
Fackelschaubild zu haben.
17 Jahre lang waren Sie außerdem Vorsitzender der Aloisiusjugend
Ahrweiler. Dieses Amt erbt man, wenn man Schulleiter der
Aloisiusschule in Ahrweiler wird, so wie Sie es 1986 wurden. Denn
die Schule ist eng mit den Traditionen von Ahrweiler verbunden. Um
den 21. Juni herum, dem Namenstag des Heiligen Aloisius, findet auf
dem Schulhof das Aloisiusfest statt. Mehrere Kandidaten schießen mit
einer Armbrust auf einen hölzernen Vogel. Wer das letzte Teil des
Vogels von der Stange schießt, wird für ein Jahr König der
Aloisiusjugend. Diese Aufgabe war Ihnen keine bloße Pflicht. Es hat
Ihnen sehr großen Spaß gemacht, die Traditionen an die Kinder weiter
zu geben. Auch heute, nach Ihrer Pensionierung, sind Sie noch 2.
Vorsitzender.
Seit mehreren Jahren gehören Sie ebenfalls dem Verwaltungsrat der
St. Sebastianus Bürgerschützen Ahrweiler als Schriftführer an.
Außerdem sorgen Sie als Archivar und Chronist dafür, dass kein
Aspekt der über 600jährigen Geschichte Ihrer Vereinigung in
Vergessenheit gerät.
Sie sind nämlich ein ganz besonderer Schützenverein. Sie betreiben
keinen Schießsport und ermitteln Ihren König deshalb auch nicht
durch ein Wettschießen. Statt dessen wird er durch den
Verwaltungsrat gewählt und muss danach einen hölzernen Vogel von der
Stange schießen. Außerdem haben die Ahrweiler Schützen eigene
Weinberge, wo sie ihren eigenen Wein, den oft prämierten
Schützentrunk, anbauen.
Zudem haben Sie sich in kommunalen Ausschüssen eingebracht. Acht
Jahre lang gehörten Sie dem Kuratorium der Volkshochschule an. Fünf
Jahre waren Sie stellvertretendes Mitglied im
Liegenschaftsausschuss der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dem
Jugendhilfeausschuss des Landkreises Ahrweiler gehörten Sie
ebenfalls fünf Jahre an. In Ihrem beruflichen Bereich haben Sie
unter anderem den Schulleitungsverband Rheinland-Pfalz mit begründet
und waren sechs Jahre dessen Geschäftsführer.
Trotz des umfangreichen Engagements zum Wohle der Allgemeinheit sind
Sie, sehr geehrter Herr Klein, immer bescheiden geblieben. Sie sind
sich sicher, wenn Sie es nicht gemacht hätten, dann hätte es ein
anderer gemacht. Das mag sein. Aber von Herzen gerne so viel Zeit
und Kraft aufgewendet, das haben Sie. Dafür verdienen Sie unseren
Dank und unsere Anerkennung.
Ich freue mich, dass ich Ihnen heute in Vertretung unseres Ministerpräsidenten die Verdienstmedaille des
Landes Rheinland-Pfalz aushändigen darf. |