1944 bis 1945 - Der Silberbergtunnel bietet Schutz
In Bunkern haben viele gelebt, wenige Städte aber in einer solchen Tunnelbehausung. In Ahrweiler wohnte während des 2. Weltkrieges von etwa 1944 - 1945 die ganze Stadt darin, und je mehr diese Stadt unten im Tal durch Bombardierung Wunden empfing, um so mehr versuchten die Einwohner, sich hier oben einzurichten, so gut es ging. Es war nicht komfortabel, aber es war Fels darüber, der vor dem Schlimmsten schützte.
In den Verschlägen hausten oft drei, vier, sechs Familien. So verging das Leben der Städte in den letzten Kriegswochen, bis dann alle eines Tages aufatmen konnten. Wie tief waren die ersten Atemzüge, ohne noch Gefahren vom Himmel befürchten zu müssen, damals, als keine Bomben mehr fielen ... . Es kamen die Nachkriegsjahre, die anfangs hart genug gewesen sind, aber bald durften sich die Menschen sich des sicheren Lebens freuen.
Im Tunnel gab es Buden und Hausnummern, eine Kapelle und eine Arztpraxis.
Damit die täglich anfallenden Postsendungen, meist sehnlich erwartete Feldpostbriefe, ihre Adressaten finden konnten, wurden diese „Büdchen“ mit Nummern versehen und die Bewohner in einer Liste aufgeschrieben.
Denn auch der Tunnelarzt musste ja wissen, wo er seine Patienten finden konnte. In diesem Tunnel wurden nicht nur Kranke behandelt und gepflegt, es wurden auch Kinder geboren und es wurde gestorben.
Es entstand eine regelrechte "Stadt im Berg".
Abends nach Einbruch der Dunkelheit gingen die Menschen in Scharen hinunter in die Stadt, in ihre Wohnungen und Häuser, falls diese nicht einem Angriff zum Opfer gefallen waren, um ihr Vieh zu füttern und Proviant zu besorgen. Vor Anbruch des Tages kehrten sie dann, bepackt mit Säcken und Körben, in den sicheren Berg zurück.
Ein zweiter Tunnel im Anschluss an die "Stadt im Berg" wurde während des Krieges zur Herstellung von Teilen der V2-Rakete genutzt. Von hier aus erfolgte eine notdürftige Versorgung mit elektrischem Licht für die Schutzsuchenden.
Diese kriegswichtige Anlage und das Ahrtal als Hauptnachschubstrecke für die Westfront gaben Anlass zu täglichen Bombenangriffen und Tieffliegerbeschuss. Da es sich hier aber um gezielte Angriffe handelte, fanden diese nur bei Tage statt und bei einigermaßen gutem Wetter.
Am 29. Januar 1944 war der Himmel mit einer dichten Wolkendecke verhangen. Die Sichtverhältnisse waren mäßig. Tieffliegerangriffe waren wohl an diesem Tag nicht zu befürchten. Darum blieben auch viele Tunnelbewohner in ihren Häusern. Dieser fatale Irrtum kostete zahlreichen Menschen das Leben.