Page 11 - Ahrweiler Mundart ABC
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für Wandlungen der Sprache können an dieser Stelle nicht näher untersucht werden. Für die
mittelalterliche, zentrale Villikation Ahrweiler, Jahrhunderte lang unter kurkölnischer Herr-
schaft sind sicher Sprach- und Mundarteinflüsse von außerhalb, die regionale Bedeutung
Ahrweilers als Marktflecken und eine relativ starke Bevölkerungsfluktuation zu beachtende
ursächliche Faktoren.
Ahrweiler Platt selbst klingt auch heute unterschiedlich und differenziert innerhalb des eng
begrenzten Sprachgebietes Ahrweiler mit den alten Stadtteilen Walporzheim und Bachem.
Folgendes ist, in einigen wenigen Beispielen, nebeneinander zu hören:
ist: äs – es – is
mit: mät – met
war: woe – woa
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Mensch: Mänsch – Mensch – Minsch
Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Das Ahrweiler Platt gibt es nicht! Selbst in
den Huten, den Stadtvierteln innerhalb des Mauerrings sind verschiedene Ausdrucks- und
Sprechweisen feststellbar. Auch sogar in Lautschrift gibt es keine eindeutig richtige Schreib-
weise von Mundart. Diese Feststellungen machen dem Autor die Zusammenstellung eines
Mundartwörterbuchs nicht einfacher, zumal er von seinen Mundartberatern und Mitarbeitern
immer wieder hören musste: „Esu säät me net! En Aaweile säät me(r) esu“!
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Also galt es vor allen Dingen Eingrenzungen zu vereinbaren und eine mehr repräsentative
Auswahl mundartlichen Sprachgebrauchs zu treffen. Das Wörterbuch ist deshalb auch keine
derzeitige Bestandsaufnahme und keine Momentaufnahme des Ahrweiler Platt. Es ist eine
Sammlung von heute gebräuchlichen Wörtern in Ahrweiler Mundart.
Ein Benutzer muss die folgenden Punkte wissen und bedenken:
• Mundartwörter, deren Bedeutung sich von nicht Mundartsprechenden ohne Schwie-
rigkeiten aus dem Hochdeutschen ableiten lässt, wurden überwiegend nicht aufge-
nommen (Beispiel: fahren – faare, Hahn – Haan u.ä.). Diese Wörter und Ausdrücke liegen
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so nahe am Klang des hochdeutschen Wortes, dass keine Erklärung nötig ist. Manchmal
fehlen auch nur die Auslaute oder der Auslaut wird leicht verändert, z.B. glucksen – glukse;
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arbeiten – arbaide; knabbern – knabere.
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• Oft werden bei Substantiven Verkleinerungen (Verklg.) gebraucht, die im Hochdeutschen
nicht vorkommen, z.B. Null – Nülsche; Hof – Hö˛fje; Bauch – Böischelsche.
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• Das „Verschlucken“, Weglassen von Endlauten, wie etwa das t bei Sek(t) ist ein spezifi-
sches Merkmal des Platts.
• Mundartwörter und -ausdrücke wurden in der Sammlung zum Teil wörtlich übersetzt, um
auch grammatikalische Unterschiede zum Hochdeutschen deutlich zu machen, z.B. Tüüte-
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nügel – Hupenballon, Mensch mit kindischem Benimm.
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• Mehrzahlbildung (Mz.) erfolgt meist durch Anhängen von e oder ere, z.B. Flocke – Flo˛k,
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Flo˛ke(Mz.); Schneider – Schnege, Schnegere(Mz.).
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• Artikel heißen; der – dea; die – dii(di); das – dat; und werden hinter den Substantiven dar-
gestellt als m (maskulinum), f (femininum), n (neutrum).
• Der von g abgeleitete Konsonant r (fast ein ch) wird mit dem Zeichen r . dargestellt, z.B. tra-
gen – drar . e; Mittag – (Metaach) – Metar . e(Mz.); tagen – tar . e; Vogel – Vur . el;
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• V (v) steht immer dann, meist im Inlaut, wenn im hochdeutschen Stammwort ein B (b)
geschrieben wird, obwohl im Platt ein f oder w zu hören ist, z.B. dreive (treiben); drev
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(trieb); Läve (Leben); kläve(kleben).
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