Page 9 - Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Bd. 3
P. 9
Einführung
Zwinger, Toren und Zugbrücken gesichert. Die erste große Bewährungsprobe
hatte die Befestigungsanlage im erzstiftischen Krieg 1474 zu bestehen.
Schon 1277 lassen sich Anfänge der Selbstverwaltung Ahrweilers nachweisen.
Der Stadtrat bestand aus sieben Schöffen und acht weiteren Ratsherrn und drei
Vertretern der Ritterschaft. Der Stadtrat wählte jährlich am 1. Mai aus der Mitte
der sieben Schöffen den Bürgermeister. Eine Verlängerung der Amtsdauer auf
zwei Jahre war möglich.
Der Abt von Prüm bestand aber immer auf seinem Rechtsanspruch, daß das
Bürgermeisteramt zu Ahrweiler ein prümisches Abtslehen sei. Die Schöffen
waren auf Lebzeit gewählt und ergänzten sich selbst. Sie wählten auch jährlich
die Ratsverwandten. Als Kontrollorgan wurde seit 1514 eine zweite „Kammer“
eingerichtet. Der Rat wählte elf Personen (daher im Volksmund Elfer genannt),
je zwei aus den vier Huten und je eine aus den drei Dörfern Bachem,
Geroldshoven und Walporzheim. Diese Elfer sollten die Finanzaktionen des
Bürgermeisters und des Stadtrates kontrollieren und selbst Kontributionen
einziehen. Später entwickelte sich aus dem Elferkollegium ein Achterkolle-
gium. Wahrscheinlich wurden die Dörfer bei der Wahl nicht mehr berücksich-
tigt. Diese Achter gab es spätestens seit 1656.
Einen Hinweis auf die Wirtschaftskraft einer Gemeinde gab immer die Anwe-
senheit von Juden (spätestens seit 1290) und Lombarden (spätestens seit 1307).
Der Markt und das Gewandhaus sind für 1290 und 1430 belegt. In Ahrweiler
sind 9 Zünfte (Ämter) nachzuweisen. Besonders stark waren die Fleischer, Faß-
binder und Gerber vertreten.
Die wirtschaftliche Grundlage der Stadt war die Landwirtschaft. Die große
Zahl der Mühlen läßt auf einen erheblichen Getreideanbau schließen. Aber
gewinnbringender war der Weinanbau. Während des 10., 11. und 12. Jh. waren
insbesondere die Klöster und Domstifte Hauptträger des Weinbaus. Sie
brachten der Rebkultur größtes Interesse entgegen, weil sie zum einen sakralen
Meßwein benötigten, zum anderen aber auch, Reisenden Gastfreundschaft zu
gewähren. Später war es der stadtsässige Adel, der sein Vermögen durch
Weinbau und Weinhandel erwarb. Die Ritter vom Forst wurden im 14. Jahr-
hundert durch den Wein so vermögend, daß sie als Kapitalgeber für die Kölner
Erzbischöfe und die Herzöge von Jülich auftreten konnten. Noch heute wird
dem Wein in Ahrweiler ein besonderer Platz eingeräumt.
Die Wehrhoheit hatte in Ahrweiler allein der Landesherr. Die St. Sebastianus-
Schützen stellten stellvertretend für die Bürger Ahrweilers die Mannschaften,
der Landesherr besorgte die Heerwagen. Für die Zeit nach 1602 belegt die
städtische Wachtordnung, daß die Bürger hutenweise einen gewissen
Wehrbezirk auf der Stadtmauer zu verteidigen hatten. In Gefahrenzeiten setzte
der Rat einen städtischen Wachtmeister ein, dessen erste Pflicht es war, den
Bürgermeister und Rat in militärischen Angelegenheiten zu beraten. Zur
Wehr- und Wachpflicht wurden auch die Bewohner der „ingehörigen“ Dörfer
herangezogen. Trotz Befestigungsanlagen und organisierter Bürgerwehr
9